Die gute Nachricht: Deutschlandticket fördert Verkehrswende

Was vier Verkehrsministern so gut wie nicht gelungen ist – das „Deutschlandticket“ könnte es schaffen: die klimaschädlichen Emissionen des Verkehrssektors endlich zu verringern: Der CO2-Ausstoß im Autoverkehr ging im ersten Jahr der im Mai 2023 eingeführten ÖPNV-Fahrkarte um etwa 6,7 Millionen Tonnen zurück. Gleichzeitig nahm die Zahl der Zugfahrten deutlich zu (s. Zitat).

Das hat eine umfangreiche Studie ergeben, für welche der Wissenschaftsverbund Ariadne Bewegungsdaten ausgewertet und mit Werten aus Ländern ohne entsprechende Tickets abgeglichen hat.

Fazit der Untersuchung:

Das Deutschlandticket führt zu einer Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene. Die Untersuchung bestätigt damit frühere Studien, welche eine Klimawirkung einer bundesweit gültigen Fahrkarte ermittelt hatten.

Noch einige Zahlen aus der Studie:

Seit Einführung des 49-Euro-Tickets:

Zahl der Zugfahrten über 30 km:                          + 30,4 %

Zahl der Auto-Kilometer:                                        –    7,5 %

CO2-Emissionen:                                                    –    6,7 Mio t

Das Deutschlandticket wird im Monat von durchschnittlich 11 Millionen Menschen genutzt.

Die schlechte Nachricht:

Inzwischen haben die Verkehrsminister von Bund und Ländern eine Preiserhöhung um 9 Euro beschlossen. Ab 2025 kostet das Deutschlandticket also 58 anstatt 49 Euro. Die Ariadne-Forscher:innen erwarten, dass dadurch die Zahl der Zugfahrten um 14 Prozent zurückgehen wird und die gefahrenen Autokilometer um 3,5 Prozent zunehmen. Der Rückgang der CO2 -Emissionen im Autoverkehr läge dann nur noch bei 3,6 Millionen Tonnen CO2  anstelle von 6,7 Mio. Tonnen.


 Es ist nun mal so: Ohne die Erhöhung könnte das Deutschlandticket nicht mehr finanziert werden. Die Finanzierungslücke „liegt dem Vernehmen nach bei 400 bis 800 Millionen Euro“ (WDR); die müssten (zusätzlich) vom Staat getragen werden – unmöglich, angesichts der Haushaltslage!

Oder???

Deutschlandticket für alle statt Luxus-Dienstwagen für wenige

Der grüne Verkehrsminister von NRW, Oliver Krischer hat folgenden Vergleich angestellt:

  • Einerseits bräuchte man 400 – 800 Millionen Euro, um das Erfolgsmodell 49-Euro-Ticket auch 2025 weiterhin anzubieten;
  • andererseits verzichtet der Staat wegen des sog. Dienstwagenprivilegs auf bis zu 5,5 Mrd. Euro Steuereinnahmen pro Jahr (was für 2025 im Rahmen der „Wachstumsinitiative“ womöglich noch ausgeweitet werden soll.

Dabei ist das Dienstwagenprivileg nicht nur ein Verlustgeschäft für die Staatsfinanzen, es kommt auch größtenteils den Besserverdienern zugute; und vor allem ist es äußerst klima-schädlich, denn es fördert das Fahren mit den großen, verbrauchs- und damit abgas-intensiven PKWs. (Mehr zum Problem Dienstwagen: germanwatch, VCD

Deshalb haben sich inzwischen zahlreiche Verbände und Initiativen (vom Auto Club Europa über Forum Ökologische Marktwirtschaft bis zum Verkehrsclub Deutschland) dem Vorschlag Krischers angeschlossen und einen Appell „bezahlbares Deutschlandticket für alle statt Luxus-Dienstwagen für wenige“ an die Bundesregierung gerichtet: Gefördert werden soll das ÖPNV-Ticket für den Fließbandarbeiter, für die Krankenschwester, für die Reinigungskraft; dafür soll der Direktor, der Chefarzt, der Rechtsanwalt einen Teil der Dienstwagen-Steuerprivilegien verlieren.

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10. August 2024:

Ökostrom überholt Kohlestrom

(hoffentlich) bald mehr

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