Zukunftsquartier „Hornsches Tor“ – aber bitte mit Qualität!

Stellungnahme zum B-Planentwurf „Hornsches Tor I“

Was wird aus der Großbaustelle am Hornschen Tor? – Der Entwurf des Bebauungsplanes „Hornsches Tor I“ gibt Hinweise auf die Absichten der Stadtverwaltung. Die Ratsfraktion der GRÜNEN hat diesen Entwurf gründlich geprüft. Sie hat sich zudem intensiv mit dem Abschluss eines Vertrages mit einem Investor auseinandergesetzt. – Ergebnis: „Wir sind sehr skeptisch“.

Trotz grundsätzlicher Ablehnung wollen wir uns in die Gestaltung konstruktiv einbringen und haben dem Bürgermeister eine umfangreiche Liste von kritischen Fragen sowie von Ergänzungs- und Verbesserungsvorschlägen zum Bebauungsplan 01-30/25 I „Hornsches Tor I“ zukommen lassen. (Schreiben im Wortlaut: s. u.).

Zum Hintergrund:

Das zu überplanende Quartier ist ein wichtiger Baustein in der innerstädtischen Struktur Detmolds. Insbesondere seine Ausbildung hin zur Hornschen Straße wird das Gesicht Detmolds für Jahrzehnte prägen und für Bewohner sowie Besucher das Bild dieser Stadt bestimmen.

Fraktionssprecherin Dr. Birgit Meyer-Ehlert:

Für die Entwicklung dieses ‚Filetstücks‘ am Rande der Innenstadt erwarten wir eine Planung, die mehr bietet, als die bisher vorgelegte, und zwar

Fraktionsvorsitzende Dr. Birgit Meyer-Ehlert
  • gestalterisch und ästhetisch (architektonische Qualität),
  • funktional (z. B. hochwertiger Wohnraum, für den hier mehr Nachfrage zu erwarten ist als für noch mehr Einzelhandelsflächen),
  • ökologisch (mehr anstatt weniger Grün, Regenwasserspeicherung).“

Gegen den Investorenvertrag – Warum?

Insbesondere aus folgenden Gründen haben sich die GRÜNEN als einzige Partei im Rat gegen den Abschluss des Vertrags mit dem Investor ausgesprochen:

  • Von der Gesamtfläche – einem besonderen Filetstück innerhalb der historischen Innenstadt! – wird nur ein Drittel überplant. So kann kein städtebaulich hochwertiger Gesamtentwurf entstehen, wie er unseres Erachtens zwingend erforderlich ist.
  • Die Verpflichtung der Stadt, die notwendigen Parkplätze für Hotel und Supermarkt auf eigene Kosten zu bauen, bedeutet eine millionenschwere Belastung (ca. 9.000.000 Euro) für die Stadt und ihren ohnehin stark strapazierten Haushalt.
  • Die gewünschte Aufwertung der Innenstadt wird durch einen Supermarkt mit aufstehendem Low-Budget-Hotel im hinteren Quartiersbereich nicht zu verwirklichen sein.

Bebauungsplan-Entwurf: Unsere Verbesserungsvorschläge

Hochwertige Planung „aus einem Guss“

Der angestrebte Charakter eines hochwertigen Quartiers setzt eine hohe Qualität der städtebaulichen und architektonischen Planung voraus. Das erfordert zwingend einen Gesamtentwurf, eine Planung „aus einem Guss“.

Diese zeichnet sich im Moment noch nicht ab, da zunächst nur ein Drittel der Fläche überplant wird.

Architekt Frank Harmann, grüner Vertreter im Stadtentwicklungsausschuss, kritisiert:

Die prägende Fassadenseite zur Hornschen Straße wird in Teilgebiete MK1 bis MK3 aufgeteilt. Dies und vor allem die zeitlich stark versetzte planerische Umsetzung von Baumaßnahmen in den einzelnen Gebieten lässt befürchten, dass hier keine einheitliche Formensprache gefunden wird. 
 

Zum Beispiel liegen für die Tiefgarage in MK2 noch keinerlei Entwürfe für deren Überbauung vor, dabei wäre dies Voraussetzung für die Umsetzung der Baumaßnahmen in MK3.

Für MK1 und MK2 ist keine geschlossene Bauweise zur Hornschen Straße festgesetzt. Städtebauliche Gründe hierfür sind nicht ersichtlich. Die Ausbildung einer klaren städtebaulichen Linie an der Hornschen Straße hat eine hohe Priorität und muss durch Festsetzungen gestärkt werden.

Das mögliche Ausmaß von Fassadensprüngen ist im Vergleich zur umliegenden Bebauung zu groß und beeinträchtigt ebenfalls die Ausbildung einer klaren städtebaulichen Linie.“

Im Übrigen kritisiert er, dass umfangreiche Ausnahmen von der Detmolder Gestaltungssatzung in Aussicht gestellt werden und fordert, „dass die Gestaltungssatzung der Stadt beachtet wird und dass eine qualitätsvolle Umsetzung der Architektur nicht durch Zugeständnisse und Ausnahmen konterkariert wird“.     

Zukunfts- und nachfragegerechte Funktionsstruktur – Wohnraum statt Einzelhandel

Ein wichtiges Ziel der Baumaßnahme Hornsches Tor ist die Belebung dieses Bereichs und eine Stärkung des südlichen Abschnittes der Langen Straße. Dafür setzt die bisherige Planung nicht zuletzt auf Einzelhandel. Jedoch ist davon auszugehen, dass die Nachfrage nach zusätzlichen Einzelhandelsflächen schwach bleibt und mittelfristig weiter sinken wird.

Einzelhandel wird demnach kein Frequenzbringer für die Lange Straße werden.

Weitaus zukunftsträchtiger ist die Schaffung von architektonisch hochwertigem Wohnraum, der in unmittelbarer Kernstadtnähe stark nachgefragt ist, sinnvollerweise ergänzt durch flankierende Einrichtungen wie z. B. Kitas.

Darüber hinaus besteht hier die Möglichkeit, ein Quartiersparken für das Quartier und die umliegende Bebauung umzusetzen, wofür Tiefgaragen festzusetzen sind.

Zentrumsnahe Quartiersparkhäuser

Angestrebt wird die Zusammenfassung des ruhenden PKW-Verkehrs in zentrumsnahen Quartiers-Parkhäusern. Dafür ist unterirdischer Parkraum für das Quartier und die umliegende Bebauung zu schaffen, was hier problemlos umgesetzt werden kann. Dagegen sind oberirdische Parkdecks auf maximal zwei im Gebiet MK2 zu beschränken.
 

Mehr Grün ins Quartier!

Bereits heute heizen sich Städte immer mehr auf – was sich mit fortschreitendem Klimawandel noch verstärken wird. Ein probates Mittel, den Hitzestress abzumildern: Mehr Grün in die Stadt!

Bisher ist im Planungsgebiet kein Zuwachs an Grünflächen vorgesehen. Bestehende Grünflächen verschwinden teilweise unter neuen Straßenverbindungen (Grabenstraße). Hier ist zu prüfen, ob sich die Erreichbarkeit für Feuerwehr und Rettungsdienst westlich der Grabenstraße über die Zufahrt über die Hornsche Straße realisieren lässt.

Wir fordern, dass im Bereich MK 4 zusätzliche Grünflächen ausgewiesen werden und dass die Planung der Pocketparks auch unter Berücksichtigung der Einwände der Einwohner überdacht wird.

Besonders positiv klimawirksam sind (große, alte) Bäume. Vorhandene Bäume sind daher zu erhalten. Wo eine Erhaltung nicht möglich ist, sind entfernte Bäume im Plangebiet zu ersetzen.

Auch durch Dach- und Fassadenbegrünung lässt sich das städtische Mikroklima positiv beeinflussen, da dadurch die Aufheizung im Stadtraum gemildert wird.

Daher fordern wir, 40 – 60 % der Fassaden zu begrünen.

Die Flachdächer sollen nicht (wie vorgesehen) nur extensiv, sondern auch intensiv begrünt werden: Eine intensive (mittel- bis hochwachsende) Begrünung ist auf mindestens 20 % der Flachdächer vorzusehen.

Regenwasser-Speicherung

Durch den Klimawandel steigen nicht nur die (Durchschnitts-) Temperaturen, es wächst auch die Volatilität (die Schwankungsbreite) von Wetterereignissen: (extreme) Trockenphasen wechseln sich ab mit Starkregen. Deshalb ist es sinnvoll, das anfallende Regenwasser von Freiflächen (und ggf. von Dächern) zu speichern und nach Möglichkeit zu nutzen, um so den Abfluss zu verstetigen.

Unsere Stellungnahme im Wortlaut – weitere Dateien zum Verfahen


  


 

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