GRÜNE gegen Monsterbauwerk in Hornoldendorf

wie man auch planen könnte

Die GRÜNEN haben sich einmal mehr dagegen ausgesprochen, quer durch das Wiembecketal einen 12 Meter hohen und bis zu 90 m breiten Damm zu bauen, über den dann – wenn schon, denn schon! – gleich noch eine neue Straße verlaufen soll.  Seit Jahren wird gestritten, ob der Werre-Wasserverband ein Regenrückhaltebecken in das seit 2006 ausgewiesene „Naturschutzgebiet Wiembecketal“ klotzen darf. Der riesige Damm würde den Lebensraum von Orchideen und Eisvogel, von Amphibien und Fledermäusen zerschneiden. Bis zu 18 Hektar würden beim sog. 100jährigen Hochwasser (HQ100) mit 660.000 cbm Wasser überflutet; selbst bei HG2, also im Durchschnitt alle zwei Jahre, würden „noch ca. 4,7 ha des wertvollen Talraumes in Anspruch genommen“, wie NABU und BUND unter Punkt 34 ihrer Stellungnahme schreiben. Schon 2016 hatten die anerkannten Naturschutzverbände die Antragsunterlagen gründlich geprüft und auf 17 Seiten zahlreiche Mängel und Verstöße u. a. gegen Naturschutz- und Wasserrecht aufgelistet.

Ihr Fazit:

„Die anerkannten Naturschutzverbände lehnen die vorgelegte Planung ab und fordern eine grundlegende Überarbeitung der Unterlagen. Die Kombination des Hohwasserschutzes mit dem Straßenbau verhindert einen zeitgemäßen, umweltschonenden Hochwasserschutz unter vorrangiger Berücksichtigung dezentraler Maßnahmen“. 

Beratung im Ausschuss für Stadtentwicklung

Die Stadt Detmold wollte ihre Zustimmung zu dem Vorhaben jetzt einfach durchwinken (Vorlage für den Ausschuss für Stadtentwicklung am 19.09.23) – mit Verweis auf eine Zustimmung des Tiefbauausschusses vom 09.02.2016.

Immerhin wurde auf Antrag der GRÜNEN dem Ausschuss noch einmal Gelegenheit gegeben, angesichts neuer Erkenntnisse und der aktuellen Umweltsituation erneut über das Vorhaben zu diskutieren. Konkret fragten die GRÜNEN nach Aspekten des Städtebaus, des Verkehrs, der Wasserwirtschaft und des Naturschutzes.

In ihrer neuen Vorlage für den Ausschuss geht die Stadt allerdings ausschließlich auf die Straßenplanung ein. Die fundierte Stellungnahme der Umweltverbände wird ignoriert. Insbesondere wird mit keinem Wort auf die fachlich gut untermauerte Forderung der Verbände eingegangen, für den Hochwasserschutz auf die jahrzehntealte und veraltete Monsterlösung zu verzichten und stattdessen auf kleinere, dezentrale Maßnahmen zu setzen. – Was auch deshalb verwundert, da gerade die Stadt Detmold in den letzten Jahren Renaturierungsmaßnahmen (etwa an der Werre in Remmighausen und am Finanzamt) verwirklicht hat, die im Hinblick auf Gewässer-, Natur- und Hochwasserschutz vorbildlich sind. 

Umgestaltung Werre - Strahlursprung Remmighausen

Detmold kann auch anders: Gewässer-, Hochwasser- und Naturschutz durch vorbildliche Werre-Renaturierung in Remmighausen

Dass der Ausschuss dann – gegen die Stimmen die GRÜNEN, versteht sich – der Planung zustimmt, veranlasst selbst die „Lippische Landeszeitung“ zu der zweifelnden Schlagzeile „Ist der Rückhalte-Plan für Hornoldendorf noch zeitgemäß?“ (LZ, 25.11.23, S. 13). Dabei zitiert sie einen namhaften Zeugen, der die Stellungnahme der Umweltverbände stützt: Ludwig Bartmann war bis 2015 Fischerei-Dezernent bei der Bezirksregierung – sicherlich einer der profiliertesten Kenner der Gewässersituation im Regierungsbezirk und gerade auch der Wiembecke, wo er selbst Fischerei-Pächter ist.

LZ über Fischerei-Dezernent a.D. Ludwig Bartmann:

„Hochwasserschutz sei sehr wichtig, aber man könne es auch übertreiben, und das geschehe in Hornoldendorf. … Die Wiembecke sei ein intaktes Biotop. Beim Stauen saufe da alles sprichwörtlich ab …“. –

„Nach seiner Meinung ist das Projekt überdimensioniert und entspreche nicht mehr der Zeit. Heute würde man eher mehrere kleine Rückhaltezonen … planen. … Unverständlich ist für ihn, dass keine Alternativen betrachtet worden seien. … Es gebe vorhandene Flächen, die sich sehr gut eignen würden – zu geringeren Kosten …“

Apropos Kosten

Last but not least hatte der GRÜNE Sprecher im Ausschuss, Wulf Herrmann, auch auf die finanziellen Auswirkungen hingewiesen. Die werden in der Ausschussvorlage mit einem schlichten „Nein“ negiert, denn: „Alleinige Kostenträger für die Maßnahmen sind der Werre-Wasserverband und der Kreis Lippe“.

Demgegenüber stellt Herrmann in seinem Antrag klar: „Allerdings finanziert die Stadt Detmold den Kreis Lippe und somit auch den Wasserverband zu großen Teilen“ – was bei Politik und Verwaltung eigentlich bekannt sein sollte, nachdem Kämmerin Dr. Mikus bei der Einbringung des Haushalts 2024 ausdrücklich auch eine Steigerung der Kreisumlage um 7,4 Mill. Euro auf 58 Mill. (= 20 % des städtischen Haushalts) hingewiesen und nachdem Bürgermeister Hilker (gemeinsam mit Kollegen) in einem Brandbrief an die Landesregierung vor einem „finanziellen Kollaps“ der Gemeinden gewarnt und dabei an erster Stelle die „stetig anwachsenden Umlagen an Kreise und Landschaftsverbände“ beklagt hatte.

Mehr Information

Das Naturschutzgebiet Wiembecke

Stellungnahme von BUND und NABU

Verwaltungs-Vorlage für den Ausschuss für Stadtentwicklung

GRÜNER Antrag an Ausschuss für Stadtentwicklung