Mehr Bäume für die Innenstadt

Stadtbäume Detmold
Bäume in der Innenstadt

Stadtbäume waren uns schon immer ein Herzens-Anliegen. Wir hatten uns vehement dagegen gewehrt, dass CDU-FDP-SPD die Baumschutzsatzung abgeschafft haben. Zumindest eines wollten wir damals sicherstellen: Wenn die Stadt selbst Bäume beseitigt, dann soll sie wenigstens diese durch Neupflanzungen ersetzen, und zwar durch drei kleine neue für einen großen gefällten.

Unser Vertreter im zuständigen Ausschuss fragt jetzt nach, was aus diesen Ersatz-Pflanzungen geworden ist. Um es vorwegzunehmen: Wenig!

Doch von Anfang an:

„Wunderwaffe Baum“

Bäume waren schon immer eine „Bremse“ für den Treibhauseffekt: Sie nehmen das klimaschädliche CO2 aus der Atmosphäre und speichern es im Holz – global ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz (Stichwort „Regenwälder“ bzw. überhaupt „große Waldgebiete“). –  Je unangenehmer der Klimawandel aber spürbar wird, umso wichtiger wird ein lokaler Aspekt: die Bedeutung von Stadtbäumen:

Mit steigenden Temperaturen werden gerade die Innenstädte trockener und heißer und damit unverträglicher für Gesundheit und Wohlbefinden. So gelten inzwischen „Hitzewellen“ als eine der gravierendsten Zukunfts-Herausforderungen in Stadtplanung und Städtebau (dazu unten mehr).

Gleichzeitig rückt eine „Wunderwaffe“ gegen die Überhitzung der Städte immer mehr ins Bewusstsein: die Durchgrünung der Städte, insbesondere mit Bäumen.

Mein Freund, der Baum

Baum: Wohlfahrtswirkungen

Und dabei ist der kühlende Effekt nur eine von vielen sogenannten „Wohlfahrtswirkungen“, für die man Stadtbäume schon seit langem schätzt: Sie wirken z. B. ausgleichend auf den Wasserhaushalt und mildern damit einerseits Trockenheit, reduzieren andererseits Hochwasser. Sie dienen dem Lärmschutz, wirken als Schadstoff-Filter und sind Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Kleintiere … (mehr dazu: „Mein Freund der Baum“).

Städte pflanzen Bäume

Kein Wunder, dass etwa der Deutsche Städtetag propagiert: Bäume seien „von unschätzbarem Wert für das Lebensgefühl, sie machen unsere Städte lebenswerter als Schattenspender, Luftfilter und Klimaanlage“. (STÄDTETAG, 25.04.2023). – Schon 2012 hatte der Städtetag in seinem „Positionspapier Klimawandel“ gefordert:

„Der innerstädtische Baumbestand sollte nachhaltig gesichert und weiterentwickelt werden“.

Kein Wunder, dass zahlreiche Städte schon vor Jahren diese Appelle befolgt und mit Baumpflanzprogrammen „für ein gesundes Stadtklima“ gesorgt haben – Städte von Solingen über Berlin bis New York …

… nur nicht in Detmold

Hier hat vielmehr eine CDU-FDP-SPD-Mehrheit gegen den Widerstand der GRÜNEN eine Baumschutzsatzung abgeschafft, mit welcher es die Stadt über Jahrzehnte erfolgreich und mit Augenmaß geschafft hat, einen artenreichen Baumbestand in der Stadt zu erhalten (-> „Weltmeisterschaft in Kurzsichtigkeit“ und „Schlaglichter aus dem Rat„).

Retten, was zu retten ist

Wenn in Detmold die Parole schon hieß „Säge frei!“ – so sollten doch zumindest für die Bäume, die von der Stadt selbst beseitigt werden, neue nachgepflanzt werden. Deshalb haben die GRÜNEN folgenden Antrag gestellt:

Die Stadt Detmold pflanzt im besiedelten Bereich für jeden entnommenen Stadtbaum drei neue Bäume … Ziel ist es, den städtischen Baumbestand nachhaltiger zu sichern.

(Antrag im Wortlaut: s.u.)

Warum drei für einen?

Ein alter Baum mit einem Kronendurchmesser von 12 Meter hat ein Kronenvolumen von etwa 1.000 m³. Man müsste also 1.000 1-m³-Bäumchen pflanzen, um den Verlust auszugleichen. Tatsächlich rechnet man (je nach Quelle; je nach Baumart und Standort) damit, dass es 400 – 2.000 neu gepflanzte Bäume braucht, um all die Wohlfahrtswirkungen eines großen, 100 Jahre alten Laubbaumes zu ersetzen.

Was ist daraus geworden?

Die Forderung, drei kleine für einen großen Baum nachzupflanzen, ist also äußerst bescheiden. – Und noch nicht einmal die wurde erfüllt.

Dabei hatte doch der Rat der Stadt Detmold damals dem Antrag der GRÜNEN zugestimmt. – Jedoch: Was ist daraus geworden? Karsten Schmeißner, unser Vertreter im Ausschuss für Städtische Betriebe, hat jetzt nachgefragt:

  1. Wie viele Bäume sind auf dem gesamten Detmolder Stadtgebiet (seit 2020) insgesamt gefällt worden und wie viele Bäume wurden im gleichen Zeitraum insgesamt ersatzweise gepflanzt?
  2. Wie viele Bäume sind im Innenstadtbereich im genannten Zeitraum gefällt worden und wie viele Bäume wurden für diese im gleichen Zeitraum ersatzweise gepflanzt?
  3. An welcher Stelle genau befinden sich die Baumstandorte der Bäume, die ersatz-weise für die im Innenstadtbereich gefällten Bäume gepflanzt wurden?

Die Anfrage soll in der Sitzung am 20.03.2024 beantwortet werden. Vorab hat die Verwaltung folgendes mitgeteilt:

Vom 01.01.2021 bis 14.02.2024 wurden im Grundbesitz der Stadt Detmold 577 Einzelbäume mit einem Stammumfang >100 cm gefällt und 507 Einzelbäume gepflanzt.

Im Innenstadtbereich wurden im genannten Zeitraum 220 Einzelbäume mit einem Stammumfang >100 cm gefällt. Im gleichen Betrachtungszeitraum wurden 244 Einzelbäume gepflanzt.

(Antwort im Wortlaut: s.u.)

Fazit:

Im gesamten Stadtgebiet wurden von der Stadt mehr Bäume gefällt als nachgepflanzt (577 : 507). In der Innenstadt (wo die Wohlfahrtswirkungen von Bäumen besonders dringend gebraucht werden) wurden zwar weniger Bäume gefällt als neu gepflanzt (220 : 244).

Wenn man allerdings berücksichtigt, dass 400 – 2.000 kleine Neupflanzungen erforderlich sind, um den ökologischen Wert eines großen Baumes zu ersetzen (s.o.), dann ist diese Nachpflanzungsrate von 244 : 220 = 1,1 : 1 geradezu kläglich, selbst im Vergleich zu der Nachpflanzrate von 3 : 1 (wie sie immerhin einmal vom Rat beschlossen worden ist).

Und nun?

Wir sind gespannt auf weitere Erläuterungen durch die Stadt in der kommenden Ausschutzsitzung und werden daraus unsere Schlüsse ziehen. Über die Konsequenzen (einen weiteren Antrag?) werden wir Sie hier informieren.

Bäume = Hitzeschutz = Gesundheitsschutz

Von den zahlreichen „Wohlfahrtswirkungen“ von Bäumen – insbesondere von Innenstadt-Bäumen – gewinnt ihre besänftigende Wirkung auf’s Kleinklima immer größere Bedeutung. Die Beschattung, die kühlende Wirkung der grünen Blattmasse und die Luftbefeuchtung durch die Verdunstungsleistung der Bäume mildern die Erhitzung und Austrocknung der Innenstädte.

Dies wird in Zeiten der Klimaerwärmung immer wichtiger, denn:

„… die zunehmende Hitzebelastung ist von erheblicher gesundheitlicher Bedeutung“, was sich besonders bei älteren und bei gesundheitlich vorbelasteten (z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen) Menschen zeigt (Umweltbundesamt)

So werden während extremer Hitze einerseits vermehrt Rettungseinsätze registriert, andererseits verstarben in den beiden Hitzesommern 2018 und 2019 in Deutschland insgesamt etwa 15.600 Menschen zusätzlich an den Folgen der Hitzebelastung … Modellrechnungen prognostizieren für Deutschland einen Anstieg hitzebedingter Mortalität von 1 bis 6 Prozent pro einem Grad Celsius Temperaturanstieg …, dies entspräche über 5.000 zusätzlichen Sterbefällen pro Jahr durch Hitze bis Mitte dieses Jahrhunderts“ (Umweltbundesamt, 04.01.2024).

Unser Antrag im Wortlaut

Antwort auf unsere Anfrage im Wortlaut: